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Montag, 16 Mai 2011 09:04

Rheinpfalz vom 16.5.2011 (R. Henn)

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Schon vor dem Jubiläum in bestechender Form
34. Frühjahrskonzert des Kolpingblasorchesters Kaiserslautern – Durchweg solide Programmpunkte

Das 34. Frühjahrskonzert des Kolpingblasorchesters Kaiserslautern nahm am Samstag im Edith-Stein-Haus mit eindrucksvollen Leistungen aller das nahende Jubiläum schon vorweg: Jetzt, im 99. Jahr mit biblisch bedeutsamer Zahl, zeigte sich das große Symphonische Blasorchester schon auf dem Höhepunkt seiner anlaufenden Vorbereitungen. Man hörte durchweg solide ausgearbeitete, gediegene und zukunftsweisende Programmpunkte.

Konzeption eines aufwändigen, werbenden Programmheftes sowie musikalische Realisation anspruchsvoller Partituren zeugen von einem sehr regen, lebendigen und zeitgemäßen sowie zukunftsorientierten Vereinsleben: Daher nimmt die Jugendarbeit hier eine vorbildliche Bedeutung ein; sie ist wesentlicher, tragender und zudem mit eigenen pädagogischen Kräften autonomer Bestandteil der Vereinsarbeit. Klingende Kostproben dieser musikpädagogischen Aufwärtsentwicklung gaben die Kolpingbläserklasse bei einer Art „Band Opening“ mit dem Titel „School Spirit“ von William T. Purdy. Das Jugendorchester nahm dann bei dem Medley mit Erfolgstiteln der Rockgruppe „Rolling Stones“ durch die frische, lebendig pulsierende Gestaltungsweise für sich ein. Dabei ergänzten sich die beiden Dirigenten dieser Jugendarbeit, Andreas Vicinus und Frank Wißmann. Diesen kollegialen Geist spürte man.

Das Hauptorchester brachte eine gesunde Mischung aus konzertanten und unterhaltenden Programmpunkten zur Aufführung, bewegt sich auf solidem oberem Mittelstufen-Niveau und greift auch schon mal mutig nach den Sternen des Oberstufen-Repertoires. Da bleiben neben den eigentlichen Stärken, demonstriert bei der festlichen Millenium-Fanfare von Fred Allen, Verbesserungsmöglichkeiten nicht aus: so gehört bei der zweiten Suite von Gustav Holst, als die Tenorhörner den größeren Intervallsprüngen beim Konzertmarsch Tribut zollen mussten. Eine weitere konzertante Suite „Postcard from Singapore“ basierte auf überlieferten Volks- und Kinderliedern, die Philip Sparke kunstvoll bearbeitet hat. Das bestens disponierte Orchester folgte akribisch den Anweisungen von Partitur und Dirigent, lediglich die intonatorische Abstimmung zwischen Klarinetten und Querflöten wäre noch zu verbessern.

Gut im Nerv getroffen von ungarischem Kolorit und Volkston war die ungarische Rhapsodie von Alfred Bösendorfer. Auch deswegen, weil die Hörner hier mit schönen Kantilenen aufwarteten, sicherer in der Tongebung wirkten und Wißmanns Stil der klanglichen und spielerischen Akkuratesse sich bewährte. Allerdings könnte das reizvolle Werk mehr Feuer, Temperament und Temposteigerungen vertragen.

Solostellen sind bei Liebhaberorchestern oft ein Problem; manche wählen ein mehrfaches Besetzen zur Absicherung. Diese Grundsatzfrage stellte man sich bei der Filmmusik zu „Der Pate“, auch zeigte sich, dass bei diesem Programmpunkt noch weitere Detailarbeit zu leisten ist. Der trotz unklarer Triolen zu Beginn dennoch gut getroffene Saint Louis Blues March leitete über zu Medleys im Modern Sound.

Den wohl spektakulärsten Erfolg des Abends feierte die vierköpfige Schlagzeug Gruppe: Der Schlagzeug-Lehrer Rico Nielin hat mit seiner eigenen Komposition „Bodypercussion“ gezeigt, dass auch der menschliche Körper ein percussives Instrument sein kann: Im gemeinsamen, in perfekter Synchronisation dokumentierten Klatschen, Klopfen, Trippeln und Stampfen ergab sich ein polyrhythmisches Geflecht, das restlos begeisterte. Mehr davon!

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